Gut zu wissen
11. September 2019
Alle Jahre wieder im September schallt es laut „O'zapft is“ durch den Schottenhammel auf der Theresienwiese und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter eröffnet das Oktoberfest. Bis in den Oktober hinein steht dann ganz München wieder zwei Wochen lang voll im Zeichen von Bier, Brezn und Blasmusik. Wir haben für euch zehn lustige, interessante und kuriose Oktoberfest-Fakten, die ihr vermutlich noch nicht kennt. Lasst euch überraschen!
01
Albert Einstein als Zeltbauer
Relativ viel Arbeit statt Relativitätstheorie
Kaum zu glauben aber wahr: Der Nobelpreisträger mit der charakteristischen Zauselfrisur half in seiner Jugend beim Zeltaufbau auf dem Oktoberfest mit. Lange, bevor er 1905 durch die Veröffentlichung seiner Theorie über die Struktur von Raum und Zeit sowie das Wesen der Gravitation weltberühmt wurde, arbeitete der junge Albert als Lehrling in der Elektrofirma seines Vaters.
Diese half 1896 unter anderem bei der Installation der Beleuchtung im Schottenhammel auf dem 82. Oktoberfest. Als wäre das nicht kurios genug, erhielt Albert Einstein sein Abiturzeugnis am 3. Oktober 1896 mit Bestnoten – außer in Französisch – und das, obwohl er statt zu büffeln auf dem Oktoberfest Glühbirnen in Fassungen geschraubt hatte. Eben ein echtes Genie!
02
Prosit der Gemütlichkeit
Urbayrischer Gassenhauer aus Sachsen
Es ist wohl das bekannteste Lied des Oktoberfests und trägt ordentlich zum jährlichen Bierkonsum auf der Wiesn von rund sechs Millionen Litern bei: das bekannte „Prosit der Gemütlichkeit“. Seit 1912 erschallt das Lied regelmäßig in den Bierzelten auf dem Oktoberfest und animiert die Leute mit seinem zünftigen „oans, zwoa, gsuffa“ zum Schunkeln und Trinken. Doch wer nun meint, das Lied sei extra für oder gar auf der Wiesn entstanden, der liegt weit daneben, nämlich um genau 386 Kilometer!
Geschrieben wurde es tatsächlich bereits lange vor seiner Oktoberfestpremiere von Bernhard Dittrich in Chemnitz. Vom Durchbruch seiner Schöpfung bekam der 1840 geborene Komponist aber nichts mehr mit. Er starb bereits 1902 im Alter von 62 Jahren, also ein Jahrzehnt, bevor sein Lied zu dem Wiesn-Hit schlechthin wurde.
03
Gottesdienst auf dem Oktoberfest
Andächtig beten statt zünftig trinken
Das Bier fließt in Strömen, heftiges Flirten und die eine oder andere handfeste Keilerei: Das Oktoberfest ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man die spirituelle Erleuchtung sucht. Doch bereits seit 1956 treffen sich die gläubigen Schausteller, Wirte und Marktleute am Donnerstag der ersten Wiesnwoche, um zusammen zu beten, ihre Kinder taufen zu lassen oder deren Erstkommunion oder Firmung zu feiern.
Natürlich sind auch alle Gäste eingeladen, die den Tag auf der Wiesn ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes andächtig beginnen oder einfach nur dem einzigartigen Gottesdienst beiwohnen wollen. Dieser findet im Marstall-Festzelt statt, wo er seit einigen Jahren zelebriert wird. Bis 2013 wurde er stets im Hippodrom abgehalten.
04
Paris und München
Warum Hotelerbin Hilton Wiesnverbot hat
Ja, Modedesignerin, Fotomodell, Schauspielerin und Sängerin Paris Hilton wurde tatsächlich 2006 des Oktoberfests verwiesen. Jedoch nicht, weil sie sich betrunken oder daneben benommen hätte. Stattdessen missfiel der Wiesnleitung, dass Hilton ihren Besuch in München und auf dem Oktoberfest für eine Promotion-Tour nutzen wollte. Kaum in der bayerischen Landeshauptstadt angekommen, präsentierte sich die Unternehmerin im goldenen Glitzerdirndl, stets mit einer edelsteinbesetzten Dose Prosecco ihrer eigenen Marke in der Hand.
Obwohl die Werbung für ihr Produkt auf der Wiesn ausdrücklich untersagt wurde, tauchte Hilton wenig später mit einem Haarband auf, auf dem deutlich der Name des edlen Blubberwassers zu sehen war. Da auch immer mehr andere Prominente das Volksfest für Werbeveranstaltungen nutzten, sprach die Oktoberfestleitung ein generelles Verbot für jegliche Art von Werbe- oder Lobby-Veranstaltungen aus. Paris Hilton wurde im folgenden Jahr ausdrücklich zur „Persona non grata“ erklärt. Sie ist auf der Wiesn unerwünscht, erklärte die damalige Chefin von „München Tourismus“, Dr. Gabriele Weishäupl.
05
Rekorde im Maßkrug-Schleppen
Leistungssport im Bierzelt
Auch wenn es kein Kriterium für die Einstellung ist: Je mehr Maßkrüge eine Bedienung auf dem Oktoberfest auf einmal an die Tische schleppen kann, desto mehr Geld verdient sie pro Runde. So wird das Maßkrug-Schleppen wahrlich zum Leistungssport. Den Rekord der Frauen hält Anita Schwartz, die stolze 19 Maß Bier mit einem Gewicht von rund 45 Kilogramm ganze 40 Meter weit durch ein Bierzelt trug, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Noch einen drauf setzte der Niederbayer Oliver Strümpfel, der im September den offiziellen Weltrekord der Männer aufstellte und 25 volle Maßkrüge über die gleiche Distanz trug. Gewicht: 57,15 Kilogramm. Auf dem Abensberg Volksfest Gillamoos hatte Strümpfel gar 27 volle Krüge gestemmt, doch ohne Notar blieb dieser Rekord inoffiziell.
06
Größtes Oktoberfest im Ausland
Prosit Kanada
Auch wenn es häufig so wirkt, als würden zum Oktoberfest vor allem Besucher aus dem Ausland auf die Theresienwiese strömen: Laut offiziellen Angaben stammt weniger als ein Viertel der Gäste nicht aus Deutschland, ein Großteil kommt sogar direkt aus Bayern und dem Großraum München. Ein Grund dürfte sein, dass sich das Prinzip Oktoberfest offenbar auch bestens in anderen Ländern verkauft und immer mehr Bierdurstige ihren eigenen Ableger in der Nähe haben. Egal ob in der Schweiz, China, Japan, den USA oder sogar in Brasilien, Indien und Namibia: Überall auf dem Globus feiern die Menschen mehr oder weniger gelungene Kopien der Münchner Wiesn.
Die mit Abstand größte findet bereits seit 1969 im kanadischen Kitchener-Waterloo statt. Mittlerweile zieht das dortige Oktoberfest jährlich zwischen 700.000 und einer Million Gäste in die kanadische Provinz Ontario, wobei die nordamerikanische Version stets erst nach Ende der offiziellen Münchner Wiesn beginnt und nur etwa halb so lang dauert.
07
Negativ-Rekord beim Bieranstich
Nicht schlagkräftig genug
Der Anstich des ersten Fasses Bier auf dem Oktoberfest gebührt seit vielen Jahren dem amtierenden Oberbürgermeister und vielen Münchnern ist dessen Schlagkraft offenbar mindestens genauso wichtig wie sein politisches Handeln. Denn Jahr um Jahr wird mit Argusaugen beobachtet, mit wie wenigen Schlägen der Zapfhahn im Fass steckt. Als Meister dieses Fachs hat sich der Oberbürgermeister Dieter Reiter hervorgetan, denn bis auf seinen ersten Anstich schaffte er seither jedes Mal das Bestergebnis von nur zwei Schlägen. Nur sein Vorgänger Christian Ude machte bis 2014 am Fass eine ähnlich gute Figur.
Weniger glücklich sah hingegen der Begründer der Tradition aus. Im Jahr 1950 sollte dem amtierenden Oberhaupt der Stadt, Thomas Wimmer, erstmals die Ehre zuteilwerden, das Oktoberfest offiziell zu eröffnen. Je nach Quelle benötigte Wimmer jedoch 17 beziehungsweise 19 Schläge, bis er endlich verkünden konnte: „O'zapft is!“
08
Postamt Theresienwiese
Grüße an Zuhause
Das Oktoberfest ist in allen Belangen eine Veranstaltung der Superlative. Auf einer Fläche von 31 Hektar finden in 16 großen und 21 kleineren Bierzelten rund 120.000 Menschen gleichzeitig einen Sitzplatz. Innerhalb von 14 Tagen bewirtet das Oktoberfest rund sechs Millionen Besucher, von denen viele gern Grüße an die Daheimgebliebenen schicken wollen. Aus diesem Grund hat die Deutsche Post am Haupteingang zur Theresienwiese eine eigene Zweigstelle eingerichtet. Neben Postkarten können von hier auch Souvenirs wie zum Beispiel Bierkrüge problemlos in alle Welt geschickt werden. Im Jahr 2012 wurden in dieser Filiale rekordverdächtige 130.000 Sendungen in alle Herren Länder versendet.
09
Im Kampf gegen Müllmassen und Wildpiesler
Stille Örtchen auf dem Mega-Fest
Das Münchner Oktoberfest ist eine logistische Meisterleistung. 85 ganze Kälber, 116 Ochsen, 59.000 Schweinshaxen, 120.000 Paar Schweinswürste und 510.000 ganze Hendel (Grill-Hähnchen) werden während des zweiwöchigen Oktoberfestes verspeist. Da bei einem solchen Mega-Event natürlich auch jede Menge Abfall entsteht, muss dieser entsprechend entsorgt werden. Zwar arbeiten die Veranstalter kontinuierlich daran, die Müllmassen zu verringern – so gibt es auf der Wiesn schon länger keine Wegwerf-Becher und -Teller mehr und der anfallende Müll wird säuberlich getrennt. 2015 mussten dennoch rund 120 Tonnen Abfall entsorgt werden, 2014 waren es sogar noch 230 Tonnen.
Doch auch anderweitig muss auf der Wiesn die Entsorgung gewährleistet sein, damit möglichst wenig Besucher zu ungeliebten „Wildbieslern“ werden. Da es sich bei diesen vor allem um männliche Besucher handelt, stellen die Wiesnwirte in den Zelten sage und schreibe 878 Meter „Stehplätze“ an den Pissoirs zur Verfügung. Hinzu kommen annähernd 1.000 Sitzplätze, aufgeteilt auf Männlein und Weiblein.
10
Bier aus der Pipeline
Oktoberfest der Zukunft
Der Durst der Wiesn-Gäste kennt offenbar keine Grenzen. Denn obwohl die Besucherzahlen in den letzten Jahren stetig zurückgegangen sind, stieg der Bierkonsum sogar an. Tranken im Jahr 2011 noch 6,9 Millionen Gäste 7,5 Millionen Liter Festbier, stellten 2014 nur noch 6,3 Millionen Besucher den absoluten Wiesn-Rekord von 7,7 Millionen Litern auf. Um diesem Verlangen Herr zu werden, hat das Hackerzelt für die Zukunft investiert. Für eine Summe im mittleren sechsstelligen Bereich ließ sich der Festwirt eine Bierpipeline installieren.
Die 250 Meter lange Rohrleitung unter der Theresienwiese sorgt dafür, dass die rund 10.000 Gäste des Hackerzelts seitdem schneller an ihr Bier kommen, das meist auch noch kühler an den Tisch anlangt als bisher. Denn vorher mussten die insgesamt fünf Schänken jeweils von eigenen Tankwagen beliefert werden, die für die Anfahrt durch die Touristenmassen und das Umpumpen von 30 bis 50 Hektolitern stolze neun Stunden benötigten. Die neue Anlage beliefert hingegen alle fünf Stationen von einem 1.000 Hektoliter großen Zentraltank mit vier Grad kaltem Bier. Na dann: Prosit!
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