Reisetipps

Zöpfe flechten, Lederhosenträger anbringen und die letzten Klimmzüge für starke Oberarme absolvieren, denn bald ist es wieder so weit: Der traditionelle Anstich zur Eröffnung des größten internationalen Volksfestes lässt Millionen von Menschen aus aller Welt in die bayrische Metropole München pilgern. Doch auch abseits der Oktoberfest-Wiesn entführen wir euch auf einen Spaziergang über die traditionsbewussten und pulsierenden Erlebnismeilen der deutschen Volksfeste. Ob Familienausflug, Festtagsumzug oder Frühschoppen, sowohl Maßkrug-Trinker und -Trinkerinnen als auch Weinliebhaber und Weinliebhaberinnen finden in unserer Top 10 garantiert das passende Volksfest für einen unvergesslichen Herbstausflug.
Wenn beim traditionellen Anstich „ O'zapft“ wird, dann lädt die Mutter aller Volksfeste wieder zur größten deutschen Biersause des Jahres ein. Das Münchner Oktoberfest ist seit 1810 eine wahre Institution der freizügigen Lebensfreude. Was als Feier zur Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese begann, lockt mittlerweile jährlich mehr als sechs Millionen Bierliebhaber und Bierliebhaberinnen aus aller Herren Länder in die bayerische Landeshauptstadt.
Löwenbräu-Festzelt oder Käfers Wiesn Schänke laden dann dazu ein, im Dirndl tanzend auf Biertischgarnituren eine Mass zu balancieren. Wer nimmt die Herausforderung an? In insgesamt 16 großen und 22 kleinen Festzelten erleben Besucher und Besucherinnen eine bayrische Auszeit zwischen Butterbrezeln, Weißwurst, Hopfen und Malz. Mit den sechs Traditionshäusern, zu denen unter anderem Augustiner und Paulaner zählen, wird auf dem Oktoberfest traditionell nur köstliches Qualitätsbier gereicht.
Was den Münchnern und Münchnerinnen ihr Oktoberfest, ist für die hanseatischen Nordlichter der Hamburger Dom. Das größte Familien-Volksfest Norddeutschlands ist so beliebt, dass es gleich zu drei unterschiedlichen Jahreszeiten gefeiert wird. Während gleich nebenan am Millerntor der FC St. Pauli die Heimspiele bejubelt, verwandelt sich das Heiligengeistfeld gegen Ende des Jahres zu einem winterlichen Mekka für Vergnügungssüchtige.
Duftende Zuckerwatte, knackige Fischbrötchen, gebrannte Mandeln und rasante Fahrgeschäfte wie der mobile Skyfall lassen selbst das gelegentliche Hamburger Schietwetter in Vergessenheit geraten. Schon im 11. Jahrhundert bot der Hamburger Mariendom Händlern und Gauklern bei anhaltendem Regen Zuflucht. Heute sind die Dommauern zwar längst Geschichte, doch alljährlich versammeln sich immer noch mehr als 250 Schausteller und Schaustellerinnen auf der 1,6 Kilometer langen Erlebnismeile und verzaubern Groß und Klein mit ihren mittelalterlichen Künsten.
Was mit der Namensverleihung zum Freien Warenmarkt im Jahr 1035 seinen Anfang nahm, kann heute nach 1.000 Jahren stolz den Titel des größten und ältesten Volksfestes im Norden tragen. Etwa vier Millionen erlebnissuchende Gäste zelebrieren jährlich auf dem Bremer Freimarkt bei gebrannten Mandeln, duftenden Lebkuchenherzen und roten Liebesäpfeln die einst propagierte „Marktgerechtigkeit“. Statt Gauklern, Steinmetzen und Glasbläsern überwiegen heute magische Zauberkünstler und Zauberkünstlerinnen sowie adrenalinreiche Achterbahnen auf Bremens Bürgerweide. Wer in diesem Herbst mit den Bremern die 5. Jahreszeit begehen möchte, sollte sich also schleunigst nach der passenden Unterkunft umschauen.
Mehr als 200 Jahre nach der Gründung durch König Wilhelm I. im Jahr 1818, feiern die stolzen Schwaben noch immer ihre historische Cannstatter Wasen. Traditionell um 11 Uhr eröffnet ein pompöser Umzug die 17 Tage andauernde Festtagssause im Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt. Nostalgische Erinnerungen warten sowohl bei einer luftigen Fahrt im historischen Riesenrad als auch bei einer Partie in der 120 Jahre alten Hutwurfbude, die erstmals seit den 60er Jahren wieder aufgebaut wird. Anschließend locken neun unterschiedliche Festzelte mit frischgezapftem Bier und regionalen Spezialitäten. Zwischen Tiroler Küche im Almhüttendorf, süffigem Schwaben Bräu Bier in Wilhelmer‘s SchwabenWelt und knuspriger Haxe zu Livemusik in Grandls Hofbräu Zelt, fällt die Entscheidung garantiert nicht leicht.
Während die Vorbereitungen auf die Münchner Wiesn laufen, werden nur 80 Kilometer entfernt in Augsburg bereits die ersten Bierkrüge gestemmt. Mit dem Augsburger Plärrer nimmt die herbstliche Volksfest-Saison bereits im spätsommerlichen August ihren heiß ersehnten Anfang. Alljährlich beweist das größte Volksfest der Region Schwaben, dass Süddeutschland mehr als nur ein traditionsreiches Volksfest zu bieten hat.
Mehr als 1.000 Jahre Geschichte verbinden sich mit dynamischen Hightech-Attraktionen und jeder Menge Adrenalin. Bereits als 1878 der Name des zukünftigen Volksfestes vom lauten „Geplärre“ der Besucher und Besucherinnen abgeleitet wurde, fanden auf dem Kleinen Exerzierplatz ausgelassene Feiern statt. Wer sich von der schwäbischen Festtagslaune überzeugen möchte, der besucht noch diesen September eines der drei einzigartigen Festzelte auf dem Plärrer.
Spätestens seitdem der Karneval im 18. Jahrhundert in Deutschland Verbreitung fand, wissen Liebhaber und Liebhaberinnen der Festtagskunst, dass die wildesten Feten im Westen der Republik steigen. Aber nicht nur in Köln im Frühjahr, sondern auch in Oldenburg im Herbst wird die Tradition bis heute großgeschrieben. Alljährlich nimmt das größte Volksfest des Nordwestens mit einem pompösen Kramermarktumzug durch die engen Gassen Oldenburgs am St.-Michaelis-Tag seinen glorreichen Anfang. Begleitet von gelenkigen Akrobaten stimmen verschiedene Themenwagen die niedersächsische Stadtbevölkerung auf die kommende zehn Tage-andauernde Festtagssause in den Weser-Ems-Hallen ein. Der Freitagabend auf dem Kramermarkt hat es in sich, während sämtliche Fahrgeschäfte und Buden verdunkelt werden, freuen sich Besucher und Besucherinnen an diesem Tag über einen vom Feuerwerk kunterbunt gesprenkelten Himmel.
Grüner Veltliner, Chardonnay oder Weißburgunder, bei wem diese Begriffe mehr Durst auslösen als der Gedanke an eine frisch gezapfte Maß Bier, der besucht im Herbst nicht das altbekannte Oktoberfest, sondern den idyllischen Bad Dürkheimer Wurstmarkt in der gleichnamigen Kurstadt. Nicht weniger als 300 Weine aus 600 Jahren traditionsbewusstem, regionalem Anbau bietet das rheinland-pfälzische Volksfest an der Deutschen Weinstraße seinen nahezu 700.000 Besuchern und Besucherinnen jährlich. Traubenliebhaber und -liebhaberinnen probieren sich auf dem weltweit größten Weinfest inmitten der grünen Rebhänge durch 36 sogenannte Schubkarchstände, lernen allerhand über den regionalen Anbau oder lauschen beim Literarischen Frühschoppen den Gesangs- und Lesekünsten „uff pälzisch“. Während die Traditionalisten und Traditionalistinnen auf der großen Festwiese die Schoppen schwingen, ist das stilvolle Weindorf umrahmt von klassischen Tönen eine Rückzugsoase für Genießer und Genießerinnen.
Wer die gekrönte Zwiebelkönigin Thüringens einmal höchstpersönlich kennenlernen möchte, der besucht den Weimarer Zwiebelmarkt. Mit dem traditionellen Anschnitt des Zwiebelkuchens am Freitag um 12 Uhr wird das älteste Volksfest Thüringens zum 369. Mal eingeläutet. Schon Johann Wolfgang von Goethe verfiel zu seinen Lebzeiten beim Anblick der Zwiebelberge in einen wahren Kaufrausch und schmückte sein Privathaus in Weimar mit zahlreichen Zwiebel-Rispen. Mehr als 200 Jahre später warten nicht nur 600 Verkaufs- und Essstände auf Feinschmecker und Feinschmeckerinnen, sondern auch ein internationales Musikprogramm, dass sich hören lassen kann. Auf mehreren Bühnen am Theaterplatz, dem Herderplatz oder dem Goetheplatz werden Künstler und Künstlerinnen aus Pop, Rock und Folklore drei Tage lang das idyllische Weimar in den Ausnahmezustand versetzen.
Wer gerne traditionell feiert, der besucht das laut Geschichtsschreibung älteste deutsche Volksfest in Bad Hersfeld. Bereits seit dem Jahr 852 werden auf dem antiken Lullusfest jeden Herbst alte Traditionen aufgefrischt und neue entdeckt. Vom nostalgischen Kinderkarussell bis hin zum mächtigen Riesenrad bietet das Volksfest in der hessischen Kur- und Festspielstadt alles für einen glückseligen Familienausflug. Mit dem feierlichen Entfachen des glühenden Lullusfeuers auf dem Marktplatz bewahrt das Volksfest, trotz zahlreicher progressiver Fahrgeschäfte, auch in der Moderne die Bräuche des Mittelalters bei. Insbesondere die enge Bindung der Einheimischen an ihre Festtagstraditionen macht das Lullusfest zu einem Treffpunkt für all jene, die einen authentischen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Volksfeste werfen möchten.
Wer diesen Herbst nicht ganz so viel Zeit mitbringt, der ist auf dem Pützchens Markt in Bonn genau richtig. Mit dem traditionellen Fassanstich durch den Oberbürgermeister nimmt die knapp fünftägige Traditionskirmes in der ehemaligen Landeshauptstadt am Rheinufer ihren Anfang. Der pompöse Höhe- und Schlusspunkt ist das alljährliche Feuerwerk am letzten Abend.
Wer über den Jahrmarkt schlendert, erblickt einen Mix aus modernem Nervenkitzel und traditionsreicher Nostalgie. Während sich Actionliebhaber und Actionliebhaberinnen bei 120 Stundenkilometern in einer Kapsel der „Apollo 13“ ins Weltall katapultieren lassen, weckt der konventionelle „Pluutenmarkt“ bei Besuchern und Besucherinnen Erinnerungen an die Herkunft des Volksfestes. Wo einst mit Plundern für Pilger gehandelt wurde, lassen heute nostalgische Süßigkeiten-Stände Kinderaugen glitzern.
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