Tunesien: Impfpass für Zugang zu öffentlichen Räumen Pflicht

Tunesien hat zum 22. Dezember die Pflicht zum Mitführen eines Corona-Impfpasses eingeführt. Das Dokument muss zusammen mit einem Ausweis für den Zugang zu Restaurants, Geschäften und weiteren öffentlichen Innenräumen vorgelegt werden. Laut Auswärtigem Amt können im Ausland geimpfte Personen einen dort ausgestellten Impfpass vorzeigen.
Öffentliche Räume in Tunesien sind seit gestern nur noch für Personen zugänglich, die im Besitz des tunesischen Gesundheitsausweises sind. Dazu zählen neben gastronomischen Betrieben auch Flughäfen, Geschäfte, Universitäten, öffentliche Verkehrsmittel sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen. Nach Informationen des Magazins U.S. News & World Report könne es auch vorkommen, dass Menschen ohne Gesundheitspass von Banken und Supermärkten abgewiesen werden. Ausländer mit einer außerhalb von Tunesien erfolgten Corona-Impfung können der Nachweispflicht laut Auswärtigem Amt durch die Vorlage eines Ausweisdokuments und ihres Impfpasses nachkommen. Die Behörde empfiehlt, einen Ausdruck der Bestätigung der gegenseitigen Anerkennung von tunesischen und europäischen Impfzertifikaten des tunesischen Gesundheitsministeriums mitzunehmen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind von der Nachweispflicht befreit.
 
Proteste gegen Impfpass-Pflicht
 
Die Einführung des obligatorischen Impfnachweises in Tunesien wird nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch international kritisiert. Obwohl der Beschluss bereits am 22. Oktober 2021 durch ein präsidiales Dekret gefasst worden war, haben noch immer viele Tunesier und Tunesierinnen Schwierigkeiten, die erforderlichen Dokumente zu erhalten. Zum einen sind erst rund 47 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, zum anderen gibt es immer wieder technische Probleme mit der digitalen Plattform Evax, auf der die Impfung registriert und der Impfpass heruntergeladen werden kann. Da der Impfnachweis auch für das Personal der genannten Einrichtungen als Zutrittsvoraussetzung gilt, können viele Berufstätige ihre Arbeitsplätze derzeit nicht betreten und werden nicht bezahlt.  Menschenrechtsvertreter und -vertreterinnen kritisieren die Maßnahme als „unnötig schwerwiegend“.
 
Corona-Lage in Tunesien
 
Tunesien hat im Sommer 2021 die bisher schwerste Pandemiewelle verzeichnet, welche Mitte Juli mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 463,4 ihren Höhepunkt erreichte. Seither sanken die Infektionszahlen mit Schwankungen ab, mit Stand zum 23. Dezember liegt der Wert bei 13,9. Mit der Verschärfung der Maßnahmen wollen die tunesischen Behörden diesen Fortschritt sichern und zugleich verhindern, dass die Omikron-Variante des Coronavirus für ein erneutes Ansteigen der Infektionsfälle sorgt.