Venedig: Hochwasser noch bis 26. November

Durch sein 2020 in Betrieb genommenes Hochwasserschutzsystem ist Venedig einer Hochwasserkatastrophe entgangen. Vor der Stadt wurde aufgrund von Unwettern über der Adria ein Rekordpegel gemessen. Mittlerweile hat sich das Wetter gebessert, die Hochwasserlage gilt jedoch voraussichtlich noch bis Samstag. Die Altstadt steht derzeit nicht unter Wasser.
Heftige Unwetter und Starkregenfälle im Bereich der nördlichen Adria haben in Venedig für erhöhte Alarmbereitschaft gesorgt. Dabei wurde mit einem Pegel von 209 Zentimetern ein neuer Rekordwert gemessen, der sogar den Wasserstand des Jahrhunderthochwassers von 1966 überstieg. Die Behörden haben jedoch rechtzeitig das Hochwasserschutzsystem MOSE aktiviert, sodass stärkere Überflutungen der Innenstadt ausgeblieben sind. Am Montag hatte der Markusplatz noch leicht unter Wasser gestanden, seit Dienstag ist der bekannteste Platz der Stadt nicht mehr überflutet. Die Unwetter sind mittlerweile in südöstlicher Richtung abgezogen, weshalb sich die Lage in den nächsten Tagen entspannen sollte. Laut der Stadtverwaltung gilt die Hochwasserlage jedoch noch bis Samstag.
 
Schutzsystem MOSE verhindert Katastrophe
 
Am Dienstag wurde aufgrund der Entwicklung der Lage und der Ausrufung der höchsten Hochwasserwarnstufe Venedigs Hochwasserschutzsystem MOSE aktiviert. Für die milliardenschwere Anlage war das Hochwasser die erste derart hohe Flut und damit die bisher größte Bewährungsprobe. Ohne die Anlage hätte der Markusplatz laut der lokalen Behörden etwa hüfthoch unter Wasser gestanden, zudem wären etwa 80 Prozent der Fußwege der Stadt überflutet gewesen. MOSE besteht aus insgesamt 78 Barrieren, die an drei Stellen entlang der Lagune installiert sind. Diese sind im Normalfall mit Wasser gefüllt, wenn der Alarm ausgerufen wird, fließt Luft ein und sie steigen nach oben. Die Anlage ist für Pegelstände von bis zu drei Metern ausgelegt.
 
Salzwasser greift Architektur an

Für die weltberühmte Architektur Venedigs stellt das Salzwasser bei Überflutungen ein schwerwiegendes Problem dar. Gerade jahrhundertealte Mosaike und Fresken werden von dem Salz angegriffen, das Mauerwerk historischer Gebäude beschädigt. Besonders im Herbst und Winter sind Hochwasser in Venedig jedoch nicht ungewöhnlich und gelten unter dem Namen „Acqua alta“ sogar als Attraktion bei Reisenden. Die Venezianerinnen und Venezianer haben gelernt, mit der Situation zu leben, sodass der Alltag in der Stadt im Regelfall kaum beeinträchtigt wird. In den letzten Jahren hat die Zahl der Hochwasser in Venedig merklich zugenommen, als Grund dafür wird der Klimawandel angeführt.