Städtetrip

Die einen kommen wegen der sagenhaften Kolonialarchitektur, die anderen für das unvergleichliche Lebensgefühl: Havanna zählt zu den legendärsten Urlaubsorten der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1519 hat die zweitgrößte Metropole der Karibik viel erlebt: spanische Kolonialherrschaft, britische und US-amerikanische Besatzung, Batista-Diktatur und natürlich die Revolution. Unsere Redakteurin war mehrfach in der Perle der Karibik unterwegs und hat 15 Tipps für alle, die das echte Havanna kennenlernen wollen.
Malecón ist das spanische Wort für eine Ufermauer aus Stein. Die gibt es vielerorts, aber keine ist so wie "el Malecón" von Havanna. Zum einen, weil er mit einer Länge von acht Kilometern zu den längsten Uferpromenaden der Welt gehört. Zum anderen, weil die Stimmung auf dem langen Weg entlang der Mauer einmalig ist. Die Einheimischen lieben sie: für einen Spaziergang mit Freunden, zum Fischen, zum Auf-der-Mauer-sitzen und Sonnenuntergang anschauen oder direkt zum Feiern mit frischer Meeresbrise um die Nase.
Die amerikanischen Oldtimer in Kuba sind das perfekte Beispiel dafür, wie man aus der Not eine Tugend macht. Wegen der sozialistischen Mangelwirtschaft können sich die meisten Kubaner kaum Autos leisten. Deshalb pflegen sie die alten Fords, Buicks und Cadillacs hingebungsvoll. Längst sind sie zum Symbol für den kubanischen Einfallsreichtum, Pragmatismus und zum ultimativen Fotomotiv geworden. Kein Urlaub auf Kuba ohne eine Fahrt in einem der farbenfrohen Wagen. Es darf aber auch die Alternative sein: das Coco-Taxi. Die Auto-Rikschas mit der typisch gelben Farbe und runden Karosserie gibt es nur in Kuba und auch dort hauptsächlich in Havanna, Varadero und Trinidad.
Schon der Literatur-Nobelpreisträger Ernest Hemingway wusste die kubanische Cocktail-Kultur zu schätzen: „Meinen Mojito im La Bodeguita, meinen Daiquiri im El Floridita“, sagte der Amerikaner, der mehr als 20 Jahre in Kuba verbrachte. Hemingway ist seit fast 70 Jahren tot, aber seine beiden Lieblingskneipen in Havanna gibt es immer noch. Eine Bronzestatue des bauchig-bärtigen Literaten lehnt an der Bar des Floridita und wartet darauf, dass Rum- und Literaturliebhaber mit ihm anstoßen.
Wer erstmal einen Mojito oder mehrere intus und die Hüften dementsprechend vorgelockert hat, kann sich an die Königsdisziplin wagen und Salsa tanzen gehen. Absolute Klassiker für Salseros und diejenigen, die welche werden wollen, ist die Casa de la Música im Zentrum von Havanna. Von den Clubs mit Live-Musik gibt es aber auch Ableger in der Calle 20 in Vedado und in Miramar. Doch die Stadt ist auch sonst voller Kneipen mit viel Musik: Auch im Café Cantante, im Hotel Florida, im Jazz Café und im 1830 lässt es sich bestens tanzen. Wer zuerst die Grundschritte lernen oder an seiner Technik feilen möchte, bucht einen Kurs in einer der vielen Schulen.
Ein Urlaub in Havanna ohne einen Rundgang durch La Habana Vieja, den ältesten Teil der Stadt, wäre reinster Frevel. Hier am westlichen Ufer der Bucht von Havanna wurde die Stadt als Teil des spanischen Kolonialreichs gegründet. Hier hielten die Schiffe noch ein letztes Mal, bevor sie voll beladen mit Schätzen wieder gen Spanien segelten. Die Kolonialherren investierten ihre Reichtümer auch in die prachtvollen barocken und neoklassizistischen Gebäude, die bis heute den Zauber von Havannas Altstadt ausmachen. Seit 1994 sind viele Häuser wieder restauriert worden, die nach der kubanischen Revolution weitgehend dem Verfall überlassen wurden. Doch noch immer gibt es raue, unsanierte Straßenzüge. Genau dieser Gegensatz macht den Stadtteil so spannend.
Bei so viel Sightseeing muss ein bisschen Pause auch mal sein. Aber bitte mit Stil. Bevor es also in das Innere des Kapitols geht, kurz noch einen Zwischenstopp im benachbarten Museum Real Fábrica de Tabacos Partagás einlegen und eine Zigarre der weltberühmten Marke Habanos kaufen. Anschließend bitte mit Zigarre zwischen den Lippen vor dem Kapitol positionieren und wie ein gestandener Kubaner posieren. Fidel Castro hat es vorgemacht. Welcher Ort wäre passender als das Gebäude, das 1929 als Sitz der kubanischen Legislative nach Vorbild des Kapitols in Washington, dem Pantheon in Paris und dem Petersdom in Rom erbaut wurde?
In Havanna gibt es seit vielen Jahren urbane Gärten, in denen Bio-Obst und -Gemüse angebaut werden. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieben auch die Düngerlieferungen nach Kuba aus, es hieß wieder einmal: Aus der Not eine Tugend machen. Die frischen, unbehandelten Lebensmittel und eine lebendige, authentische Atmosphäre gibt es im Markt von La Habana Vieja. Das große, überdachte Gebäude liegt in der Calle Mercado – zu Deutsch: Marktstraße. Im Bücherflohmarkt auf der Plaza de Armas können Urlauber täglich außer sonntags vor allem nach Klassikern der sozialistisch-marxistischen Literatur stöbern. Das passende Souvenir finden Power-Shopper in den Almacenes San José direkt am Hafen. Hier gibt es alles von Bildern über handgefertigten Schmuck bis hin zu Hängematten.
Die Hotels von Havanna haben so manche Geschichte zu erzählen. Das Hotel Nacional de Cuba an der Ufermauer Malecón eröffnete seine Pforten im Dezember 1930. Hier waren unter anderem Johnny Weissmüller und Marlene Dietrich zu Gast und die amerikanische Cosa Nostra nutzte das achtstöckige Gebäude 1946 für einen Kongress, der als „Havanna-Konferenz“ in die Geschichte eingegangen ist. Das Habana Libre in Vedado wiederum war einst das größte Hotel Kubas. Die ersten Monate nach der erfolgreichen Revolution regierte Fidel Castro von hier aus. Das luxuriöse Inglaterra am Prado wiederum ist das älteste Hotel des ganzen Landes.
Das Kulturzentrum Callejón de Hamel in der gleichnamigen Straße ist ein ganz besonderer, bunter, unkonventioneller Ort im Zentrum von Havanna. Hier regiert alles, was kreativ und afrokubanisch ist. Die Wände sind voller farbenfroher Malereien, ein kleiner Santería-Laden bietet allerlei Kultgegenstände feil und im Eckcafé können sich Besucher auch unter der Woche erfrischen und die Atmosphäre genießen. Doch sonntags erwacht die Gasse erst richtig zum Leben: Dann sammeln sich die Einheimischen zur Rumba-Party mit Livemusik, spontanen Tänzen und ausgelassener Stimmung.
Der Stadtteil Vedado steht sinnbildlich für die erste Blütezeit des Tourismus in Havanna: Ab den 1930er Jahren bis zur Revolution vergnügten sich hier reiche Amerikaner in Casinos und Nachtclubs. Viele Gebäude stammen aus der Wende zum 20. Jahrhundert und sind mal im prächtigen Art déco, mal im Stil der klassischen Moderne erbaut worden. Außerdem befinden sich hier viele Regierungs- und Botschaftsgebäude und der 56 Hektar große Christoph-Kolumbus-Friedhof (Cementerio Cristóbal Colón). Mit seinem 20 Kilometer langen Straßennetz, tausenden Grabstätten, Mausoleen und Grabkapellen ist er für die Kubaner auch ein Pilgerort und gilt als eine der schönsten Nekropolen der amerikanischen Kontinente.
Ebenfalls in Vedado liegt die berühmt-berüchtigte Plaza de la Revolución. Auf der einen Seite des riesigen Platzes: Das José-Martí-Denkmal mit seinem 109 Meter hohen Turm und der 18 Meter hohen Statue des Schriftstellers und Nationalhelden. Gegenüber: Das in sozialistischer Architektur gehaltene Innenministerium mit seinem großen Bildnis von Che Guevara und seinem berühmten Leitspruch „Hasta la victoria siempre“ (immer bis zum Sieg). Auf der Fläche dazwischen pflegte Fidel Castro jährlich vor mehr als einer Millionen Kubanern seine Ansprachen zu halten. Auch heute wird der Platz regelmäßig für offizielle politische Kundgebungen genutzt.
Einst war die Gastronomie in Kuba eine tendenziell triste Angelegenheit: Die meisten Restaurants waren in staatlicher Hand und vor allem von Tristesse und Eintönigkeit geprägt. Doch seit 2011 vergeben die Behörden vermehrt Lizenzen für private Restaurants, die sogenannten Paladares. In den meist kleinen Familienbetrieben gibt es Leckereien aus der kreolischen Küche wie Shrimps mit Chili, Hummer, Tamales, gebratene Yucca und natürlich Reis mit schwarzen Bohnen. Das unvermeidliche Nationalgericht heißt auf Kuba „arroz congrí“ oder „Moros y Cristianos“, was übersetzt Mauren und Christen bedeutet. Typisch ist auch „ropa vieja“: Rindfleisch wird so lange in einer kreolischen Tomatensoße geköchelt, bis es zerfällt wie „alte Kleidung“.
Wer Lust auf chinesische Küche in karibischer Interpretation hat, begibt sich direkt ins „barrio chino“. Denn was vielen weniger bekannt ist: Havanna besitzt eine der ältesten und bedeutendsten Chinatowns in ganz Lateinamerika. Im 19. Jahrhundert kamen tausende Chinesen nach Kuba, so dass Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 10.000 Chinesen in dem Viertel zwischen der Calle Zanja und der Calle de los Dragones lebten und dort auch Geschäfte und Restaurants betrieben. Mit der kubanischen Revolution verlor das „barrio chino“ an Bedeutung. Heute haben nur noch wenige der Einwohner chinesische Wurzeln. Das chinesische Flair und die Restaurants gibt es aber immer noch.
Das Castillo de los tres Reyes del Morro zählt nicht nur zu den klassischen Sehenswürdigkeiten in Havanna. Die Festung auf dem Felsen „el Morro“ an der Ostseite der Mündung in die Hafenbucht bietet auch ein tägliches Spektakel, das an längst vergangene Zeiten erinnert: Jeden Abend um 21 Uhr wird aus einer der zwölf großen Kanonen der Anlage ein Schuss abgefeuert. Einst kündigte er das Schließen der Stadttore an. Heute erinnert der Kanonenschuss daran, dass es früher so war.
Ein Urlaub in der Karibik ohne entspannte Tage am Strand? Undenkbar! Umso besser, dass ihr in Havanna problemlos einen Stadt- mit einem Strandurlaub kombinieren könnt. Denn die nächsten palmengesäumten Strände sind nur etwa 25 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt: die Playas del Este bei Santa Maria del Mar. Sie erstrecken sich über rund zwölf Kilometer Länge und insgesamt sieben Strandabschnitte. Das Beste daran: Die Buslinie T3 fährt in der Hauptsaison ab 9 Uhr etwa alle 20 Minuten vom Zentrum in Richtung Meer. Die Haltestelle befindet sich direkt am Parque Central. Der Bus hält an den Stränden von Tarará, Mégano, Santa Maria und Boca Ciega.
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