Bundesweiter Warnstreik: EVG legt Bahnverkehr für 50 Stunden lahm

Ein Bahnstreik führt von Sonntag, den 14. Mai, ab 22 Uhr bis Dienstag, den 16. Mai, um 24 Uhr bundesweit zu Zugausfällen und Verspätungen. Betroffen sind weite Teile des Nah- und Fernverkehrs. Den genauen Termin teilte die Gewerkschaft heute um 9 Uhr auf Twitter mit. Seit Februar laufen die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Obwohl die Arbeitgeberseite zuletzt das „höchste Angebot der DB-Geschichte“ vorgelegt hatte, war bereits Anfang der Woche ein erneuter Bahnstreik absehbar gewesen.
Update vom 15.05.2023, 09:38 Uhr

Der 50-stündige Warnstreik ist abgewendet. Die Deutsche Bahn hatte zuvor einen Eilantrag beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main gestellt. Dort einigten sich der Konzern und die Gewerkschaft EVG auf einen Vergleich. Dennoch müssen Reisende mit Einschränkungen im Bahnverkehr rechnen. Die DB muss rund 50.000 Zugfahrten neu koordinieren, nachdem es wegen des Streiks bereits zu Änderungen gekommen war. Am Montag wird deshalb voraussichtlich ein Drittel der regulären Fahrten ausfallen.  Erst ab Dienstag wird der Regelbetrieb wieder aufgenommen.

Originalmeldung vom 11.05.2023, 09:47 Uhr

Die EVG hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass sie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn für Streiks mobilisieren kann. Im April hatte die Gewerkschaft den Bahnverkehr für rund acht Stunden fast vollständig lahmgelegt. Darauf folgten kurze Streiks, die den Betrieb nur am Vormittag einschränkten. Nach Angaben eines EVG-Sprechers sei noch vor Christi Himmelfahrt eine längere Arbeitsniederlegung unvermeidbar. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine monatliche Lohnerhöhung von mindestens 650 Euro oder zwölf Prozent mehr für obere Einkommen. Besonders wichtig sind der EVG aber die Fragen zum Mindestlohn, der in den Tariftabellen bisher nicht berücksichtigt ist.
 
Bundesweiter Bahnstreik vom 14. bis 16. Mai: Informationen für Reisende
 
Die Züge der DB und der 50 Eisenbahn-Unternehmen werden vom 14. Mai um 22 Uhr bis zum 16. Mai um 24 Uhr nur sehr eingeschränkt verkehren. Reisende müssen mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Aus organisatorischen Gründen kann es auch vor und nach den offiziellen Zeiten zu Einschränkungen kommen. Den Reisenden wird empfohlen, sich laufend über den Status ihrer Zugverbindung zu informieren. Bei Ausfall oder einer Verspätung von mehr als 20 Minuten am Zielort wird die Zugbindung aufgehoben. Für dringende Reisen empfiehlt sich die frühzeitige Buchung von Mietwagen, die an Streiktagen besonders schnell vergriffen sind.
 
EVG lehnt historisches Angebot der DB ab
 
Laut DB-Personalvorstand Martin Seiler seien die Bahn-Unternehmen der EVG deutlich entgegengekommen. Das „höchste Angebot der DB-Geschichte“ umfasst primär einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich von 2.850 Euro. Hinzu kommt eine Lohnerhöhung von zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie acht Prozent für die oberen Einkommensgruppen. Diese soll in mehreren Schritten bis August 2024 umgesetzt werden. Zudem bietet die DB an, den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro in alle Entgelttabellen aufzunehmen. Davon würden rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich profitieren. Schließlich soll tariflich festgelegt werden, dass die DB-Beschäftigten immer mindestens fünf Prozent mehr als den Mindestlohn verdienen.