Venedig: Hochwasser bedroht Lagunenstadt

In Venedig bringt der Herbst auch in diesem Jahr das Hochwasser: Noch bis zum Freitag warnen die Behörden der Lagunenstadt vor dem saisonbedingten „Acqua Alta“. Am 3. November war der berühmte Markusplatz bereits überflutet und konnte nur noch über Stege betreten werden, das milliardenschwere Flutschutzsystem Mose wurde aktiviert. Experten rechnen damit, dass die höchste Alarmstufe von 140 Zentimetern Hochwasser erreicht wird.
Bereits zum Wochenbeginn hatte die Wetterlage in Venedig für nasse Füße gesorgt. Seit Dienstag prägten Gummistiefel und über Stege laufende Menschen das Bild auf dem Markusplatz, der bereits ab einem Hochwasserpegel von 60 bis 80 Zentimetern teilweise voll Wasser läuft. Bis zu 60 Prozent der Fußwege sind aktuell überflutet. Für den Donnerstag werden mit 115 Zentimetern eher moderate Hochwasserpegelstände erwartet, die Meteorologen rechnen jedoch mit wieder steigenden Fluten am Freitag. Noch bis zum Wochenende soll die Lage in der Lagunenstadt angespannt bleiben.
 
Flutschutzsystem Mose zeitweise aktiviert
 
Die Stadt Venedig hat am Morgen des 4. November das Dammsystem Mose in allen drei Einfahrten des Hafenbereichs aktiviert, wie einer Mitteilung ihrer Homepage zu entnehmen ist. Der aus 78 Barrieren bestehende Flutschutz verhindert, dass Sturmfluten aus dem Meer in die Stadt gedrückt werden. Nach langer Bauzeit ist Mose seit Herbst 2020 einsatzbereit, jedoch ist der Betrieb mit hohen Kosten verbunden. So beziffert die Stadt jedes Anheben der Dämme mit 350.000 Euro. Zudem schadet die Abschottung der Stadt dem Ökosystem der Gewässer Venedigs, die auf den Frischwasseraustausch mit dem Meer angewiesen sind. Während eine zeitweise Überflutung des Markusplatzes deshalb von den Behörden in Kauf genommen wird, soll vor allem der Markusdom vor Hochwasserschäden geschützt werden.
 
So entsteht das Acqua Alta in Venedig
 
Das aktuelle Acqua Alta kommt genau 55 Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser am 4. November 1966, welches Venedig unvorbereitet traf. Damals stiegen die Pegel auf bis zu 194 Zentimeter und sorgten für die Zerstörung zahlreicher Geschäfte und Waren. Das Phänomen des besonders im Herbst und Winter wiederholt auftretenden Hochwassers in Venedig wird durch starke Winde ausgelöst, die aus südlicher und südöstlicher Richtung das Wasser der Adria in Richtung der Lagunenstadt drücken. Verstärkt wird dieser Effekt im Moment durch den aus der Sahara kommenden heißen Wind des Scirocco. Während sich die Einwohner Venedigs über Jahrhunderte an die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasser gewöhnt haben, sind sie für Touristen in der Stadt mitunter sogar eine beliebte Attraktion. Experten rechnen künftig jedoch durch die Klimaerwärmung mit noch häufigerem und stärkerem Acqua Alta, das die Lagunenstadt dann ernstlich bedrohen könnte.